Früher als Edo (江戸) bezeichnet, ist Tôkyô seit der Machtübernahme der Tokugawa die Hauptstadt und auch größte Stadt Japans. Viele Geschichten und Gerüchte über die erstaunlichsten und unglaubwürdigsten Sachen umgeben diese Stadt. Und ich und meine Familie haben nur 2 1/2 Tage Zeit diese entdecken.
Montag, der 10. März
Nachtbusse eignen sich leider nicht für einen besonders gesunden Schlaf, weshalb wir doch recht fertig am Hauptbahnhof ankamen. Aber nicht so schlimm, denn wir haben ja nicht viel Zeit und es gibt hier so viel zu sehen ... oder auch nicht. Meine erste Erfahrung in Tôkyô war, dass im Stadtzentrum der größten Metropolregion der Welt (bedeutet wenn man die umliegenden Großstädte wie Yokohama mit einbezieht) in der Frühe auf einen Werktag ziemlich tote Hose ist. Unser erster Weg führte uns nach Ginza, einer bekannten Einkaufsmeile und gut zu Fuß vom Bahnhof aus zu erreichen, und dem Sony Building. In diesem Gebäude stellt Sony(TM) seine neusten Produkte vor und Kunden können diese dann kostenlos ausprobieren. Bloß blöd dass wir noch 3 Stunden totschlagen mussten bis es dann auf hatte.
Kabuki-Theater in Ginza |
Feuerwehrwagen oder Coca Cola-Werbelaster? |
dat Japan,... - denke ich mir auch manchmal |
Eine Statue zu Ehren Chiroris, einem Therapiehund |
Langsam vertreibt die Sonne die Schatten des Morgens |
Auch in der Hauptstadt dürfen kleine heilige Stätten überall herum verstreut nicht fehlen |
Nachdem wir unser Technikherz ein wenig erfreuen konnten hatten wir noch etwas Zeit bevor wir in unserem Gasthaus einchecken konnten und da es mit so viel Gepäck doch eher unangenehm ist herumzuwandern, begaben wir uns in den nächst besten Park und holten etwas nach von dem wir in der letzten Nacht etwas zu wenig hatten.
Ein wenig ausgeruht bezogen wir dann unsere Herberge. Diese hatte ebenfalls eine fast unschlagbare Lage: An der Grenze zwischen den Bezirken Ueno (上野) und Akihabara (秋葉原) hatten wir nicht nur schnellen Zugang zu den wichtigsten Bahn-Linien, sondern waren auch nur 10 Gehminuten von der Elektronik-Meile Akihabara entfernt. Diese Meile gilt als eines der Jugendzentren und ist so berühmt wie auch berüchtigt in ganz Japan. Anfangs war es nur dafür bekannt dass man hier einen Haufen an elektronischen Gerätschaften und dem neusten Technik-Krimskrams vorfinden konnte, doch damit einher wurde das Angebot an Spielen, Anime und dem dazugehörigen Franchise auch immer größer, sodass man heute nicht nur ganzen Läden voll mit Anime-Figuren, Arcade-Centern und sogenannte "Tax-Free" Läden für Elektronik, sondern auch die an Berühmtheit gewinnenden Maid-Cafes und Katzen-Cafes begegnet.
Auch hier sollte ich wenig Klarheit schaffen: In einem Maid-Cafe ist die Kleidung der Angestellten (im Grunde alle weiblich) denen von Hausmädchen im konservativen Sinne nachempfunden. Dabei gibt es eine Menge an Unterteilungen. In einigen ist einfach nur die Arbeitskleidung vorgeschrieben, einige haben ein Oberthema wie "Ninja-Cafe", "Vocaloid-Cafe" oder "Anime-Cosplay-Cafe" und während man in dem einen ganz normal speisen und trinken kann, zahlt man in dem anderen schon wieder eine Aufenthaltsgebühr, dafür dass man von Mädchen im geschätzten Alter von 12 bis 14 Jahren bedient wird, die einen mit ihren Hundeblicken verzaubern und Fantasien wecken wollen, von denen man nicht einmal geahnt hat dass sie überhaupt existierten. Weitere Cafes beschäftigen sich speziell mit einem Anime wie das "Gundam-Cafe" oder das "Moomin-Cafe". In den "Katzen-Cafes" dann darf man, während des Kaffeetrinkens dann mit Katzen spielen oder wird von Maids in Katzenkostümen bedient, manchmal auch beides. Tatsächlich gibt es neben Katzen auch schon "Kaninchen-Cafes", ein "Eulen-Cafe" sowie ein "Pinguin-Cafe". Diese sind allerdings alle über Tokyo verteilt und nicht alle nur in Akihabara vorzufinden.
Jedenfalls, um es zusammenzufassen, kann man Akihabara, oder auch im Volksmund kurz "Akiba" genannt, als einen Sammelpunkt für Anime-Liebhaber, Technik-Freaks, normale Interessenten an Elektronik und digitaler Spielwaren, Otakus (umgangssprachlicher Begriff für jemandem mit sehr starkem Interesse, meist an Spielen oder Anime), Cosplayer und dergleichen. Natürlich gibt es auch genügend für den Standard-Konsumenten um sich zu amüsieren.
Und wie sich aus dieser kunterbunten Beschreibung erschließen lässt, blinkt, strahlt und glitzert diese Straße bis man Tag und Nacht nicht mehr zu unterscheiden weiß.
Wer wie ich aus Hamburg kommt und die Reeperbahn von oben bis unten, kreuz und quer, von innen und drum herum kennt, hat da so seine Erfahrungen mit leicht bekleideten Frauen am Straßenrand, die einen, wenn man nur einen Schritt zu nahe heran tritt, wie ein Rudel Löwinnen umzingelt haben. Daher bekommt man leicht völlig falsche Vorstellungen, wenn er von jungen Mädchen in quietsch bunten Verkleidungen alle paar Meter aufgehalten wird und Werbeflyer oder Gutscheine in die Hand gedrückt bekommt. Dies geht meist mit einem strahlenden Lächeln, funkelnden Augen und einer Stimme wie von Schulmädchen, die ihren ersten Cheerleadingkurs besuchen, einher. Denn diese Mädchen vertreten nur das Maid-Cafe oder ihren Massageladen, in welchem sie angestellt sind. Um es kurz direkt anzusprechen: Prostitution ist in Japan illegal! Zwar kann mir keiner sagen dass dieses überniedliche und fast schon kindliche Verhalten nicht auch eine Art von Erotik erzeugen soll, aber eine Massage ist auch schon der größte Hautkontakt zu dem man gelangen kann (Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen und jeder von uns weiß was sich hinter dem Begriff der "Handentspannung" verbirgt, aber ich zähle derzeit nur das offizielle Geschäft).
Wie dem auch sei. Nicht etwa die putzigen Mädels, die mir mal gerade über den Hüftbereich hinausragen, ziehen uns an, sondern unser Gamer- und Spieleherz. Ein bekanntes Geschäft, was sich in den größeren Städten Japans mit Zugang zur Popkultur findet, ist das sogenannte "Super Potato". In diesem Retrospiele-Laden wird man mit den Spielekonsolen und -helden seiner frühesten Kindheit konfrontiert, und vielleicht sogar mit denen seiner Eltern. Von den ersten Play-Station-Spielen bis hin zu Nintendo und Famikon, wird einem Zugang zu allem möglichen Geboten, was in den normalen Geschäften nicht mehr vorzufinden ist. Dekoriert ist alles mit einer Übermenge an Fan-Artikeln und Franchise, vorwiegend Super Mario.
Ranma 1/2 - Games für die Super-Famicom |
Die klassischen Spiele-Automaten der Game-Center von früher |
Nachdem unserem kleinen Ausflug zurück in Zeiten wo wir nicht jeden Tag im Internet rumhängen konnten suchten wir noch eines der örtlichen Arcade-Center auf. Man kann Japan nicht besucht haben ohne zumindest einmal reingeschaut zu haben. Bekannt ist die "Taito Station" deren Etagen etwa in einen Bereich mit Ufo-Catchern, Automaten, die sich um Musik drehen, Automaten, die sich um 1-on-1-Fighter-Spiele drehen und so weiter eingeteilt sind. Meine Jungs probierten sich an einem der neusten Schocker: Dead Escape 3D (oder so ähnlich). Man sitzt in einer Zelle mit 3D-Brille und muss Zombies abschießen. Klingt einfacher als man sich tatsächlich fühlt, wenn man noch nicht weiß, dass einem die Zombies direkt vors Gesicht springen können, die Sitzbank in Vibration gerät wenn man getroffen wird und eine Pulsanzeige einen darauf hinweist, dass es körperschädigend ist, wenn der Puls 108 übersteigt.
Und ganz zum Schluss noch eine Absperrungssäule vor einer kleinen Baustelle. Natürlich mit einem bekannten Anime verziert. |
Irgendwie bekomme ich es nicht mehr mit wenn du etwas schreibst. Aber egal ich schaue ab und zu mal rein. Um mein schlechtes Gefühl noch schlechter zu machen. Aber
AntwortenLöschenich habe heute angefangen meine Japanreise zu schreiben. :-) Mal sehen wann die fertig wird.