Donnerstag, 2. Januar 2014

Weihnachten mal anders

Oft wurde ich gefragt was ich denn am 24.12. machen würde, ob man überhaupt Weihnachten in Japan feiert und wie das aussehe. Zunächst einmal ist Weihnachten kein offizieller Feiertag in Japan, aber Winterferien gibt es trotzdem. dies liegt an der größeren Popularität von Neujahr. Weihnachten ist hier wie eine Mischung aus Halloween und dem Valentinstag, nur mit weniger Schokolade, was das Ganze schon komischer wirken lässt.

Jedenfalls ist dies ein Tag den man mit seinem oder seiner Liebsten verbringt, und damit meine ich nicht jene Liebsten die man zu Familienfesten besucht sondern eher jene mit denen man alle 5 Minuten XXX-Mitteilungen teilt, zusammen schlaflose Nächte verbringt oder in schlaflosen Nächten XXX-Mitteilungen sendet. oder man hängt mit seinen Freunden ab und feiert irgendwo eine Party.


Titel: Most beautiful packed present
Letzteres war dann auch unser Vorhaben, sodass wir im anderen Wohnheim für Austauschschüler eine Multi-Kulti-Christmas-Party veranstalteten (welche jedoch die ansässigen Chinesen und Koreaner aufgrund Unkenntnis ausschloss). Jeder sollte zum Essen etwas eigenes vorbereiten, vorzugsweise traditionelle Küche aus dem Heimatland. Zusammen mit ein paar anderen organisierte ich dann auch die Dekoration und das Hähnchen, das natürlich nicht fehlen durfte. Tatsächlich bekamen wir am 24. noch das letzte, noch nicht vorher preparierte, große Geflügel. war auch preiswerter als die vielen kleineren schon fertig marinierten. Der Dresscode für die Party hieß übrigens "christmassy".

Mein deutscher Beitrag zum Dinner war ein selbstgemachter Kartoffelsalat, den ich mir aus verschiedenen Empfehlungen und Rezepten zusammengebraut habe. Das Highlight war natürlich dass mein Kartoffelsalat dem polnischen den Allerwertesten aufgerissen hat, ein wenig Selbstlob darf ich doch mal an dieser Stelle anbringen. Vom Pascal bekamen wir dann Milchreis, die wohl einzige Verarbeitung von Reis, die man in Asien, zumindest in Japan und umgebende, nicht vorfindet. Ich meine, sie essen nicht fast nur zu jedem Gericht Reis, nein, sie machen daraus auch Brei, Alkohol und sogar Papier, aber nie kam einer auf die Idee ihn zum Nachtisch zu servieren?
Vorbereitungen: Omelett, Milchreis, Mein Salat und jede Menge Zutaten


 Jedenfalls gab es dann noch eine Art polnischen Hackbraten, überbackenen Fisch malaysischer Art, britische Pies, spanisches Kartoffelomelett, Fleischbälle und zum Schluss noch polnischen Vodka (unser Pole hatte Besuch von seinen Geschwistern). Zur Anstimmung sahen wir Disneys "The Grinch" und wollten später noch den Muppets-Weihnachtsfilm hinterher werfen. Insgesamt wurde es eine fröhliche Feier und wer nicht früh genug weg kam, so wie ich, lief Gefahr von den Alkoholtrinkern mitgerissen zu werden.
Unser gemeinsames Hühnchen


Ein ziemlich gut verputzter Kartoffelsalat

Kleine Presente mit dem Grinch im Hintergrund, der sie klauen möchte

Weihnachtsmukke bei den Vorbereitungen

Jungengruppe

Mädchengruppe


So ein Angeber ;)


Bestes Foto des Abends
Noch ein Hinweis: Wenn ihr einen Spanier und eine Polin (wir realisierten erst später, dass wir wohl die beiden mit den schlechtesten Japanischkenntnissen in unserer Gruppe losgeschickt haben) entsendet um Alkohol zu beschaffen, und sie dann über eine Stunde weg bleiben, heißt das nicht dass sie zusammen und betrunken irgendwo in einer Straßenecke unterkommen, sondern, dass sie alle möglichen Läden abklappern um zwei Riesensäcke voll mit Wodka, Gin und "irgendetwas wo Früchte drin sind, weil die auf dem Ettikett abgebildet sind" zurückzukommen. Es war eine frohe Weihnacht.




"Miguel" in Katakana.

Er hat es wirklich erst bemerkt als er fragen musste: "What the hell are you laughing about?"

Ein haufen kleiner Geschenke



Und die Sauerei am Ende darf natürlich auch nicht fehlen
Am 25. hieß es für mich dann früh raus, denn ich hatte zu arbeiten. Nun fragt man sich was einen Deutschen am 25. datzu antreiben könnte zu arbeiten, schließlich arbeitet dort doch nur der Weihnachtsmann. Tja genau das denken halt die Japaner, und ich durfte im Kindergarten den Santa Claus spielen. Um 10 Uhr da zu sein ist zwar nach einer gefeierten Nacht nicht unbedingt ein Vergnügen, aber wenn man dafür noch bezahlt wird, ist es einem doch die Mühe - äh ich meine - doch den Spaß wert.
Und jetzt erhaltet ihr die seltene Gelegenheit den Alec im Santa-Outfit zu sehen:

Einige der Kinder waren schüchterner, andere schon aufgeweckter und wieder einer konnte nicht dazu überredet werden den Santa-san überhaupt anzusehen. Das Programm hieß zuerst den einzelnen Altersgruppen jeweils ein gesamtes Geschenk zu geben, eine kleine Tanzeinlage mit den Kindern zu vollführen und dann jeden einzelnen Buben oder Deern aufzurufen und ein privates Geschenk zu geben. Ich denke ich habe meinen Job gut ausgefüllt, sowie die Aufmachung, denn man darf ja nicht hoffen dass einem die japanische Kleidung auch passt. Die japanische Vorstellung vom Santa ist übrigens sehr groß, trägt einen roten Anzug, hat einen langen Bart, sowie eine spitze Bommelmütze und er ist Ausländer. Wie kommt man da bloß nur auf mich?
So hat man mir es zumindest gesagt, aber ich konnte es auch aus dem Kinderlied entnehmen dass ungefähr folgenden Inhalt hatte: "Der Santa-san ist ein großer Mann und kommt aus dem Norden nach Japan. Er hat rote Kleidung, einen spitzen hut und einen langen Bart. ..."
Anschließend lud mich Yukiko, deren Mutter im Kindergarten arbeitet und mir den job verschafft hat, noch zum Essen ein. Nach längerer Unwilligkeit sich zu entscheiden gingen wir dann ins Krankenhaus, und das ist jetzt kein irgendwie cool anklingender Name eines Restaurants, sondern ich meine damit ein Restaurant, welches sich im obersten Stockwerk des Uni-Krankenhauses befindet.
Zum Abschluss wollten wir dann mit Pascal zusammen noch zu einem Onsen, dem Sakakibara-Onsen, welcher in Mie einen sehr guten Ruf hat, nur um festzustellen, dass dieser im Vergleich schon sehr früh, um 18:00 Uhr, schließt. Wir erfuhren später von einem Freund, dass Yukiko eine doch eher chaotisch verplante Person mit leichten Orientierungsschwierigkeiten ist.



Jedenfalls ging es am Abend dann ins Bazooka, das über die kommenden Wintermonate eigentlich zu hat, aber von den Franzosen für Weihnachten rum gemietet wurde. Dort wurde dann auch ein französische All-you-can-eat angeboten, mit Häppchen aus Crackern und Fleisch, sowie Crepes. Das Geld war es mir nicht wert, sodass ich von meinen Freunden ein wenig was stibizen musste.

War es das mit Christmas? Nein, noch nicht ganz. Nun muss ich eigentlich ein Thema ansprechen, dass ich bisher irgendwie umgangen bin. Vermutlich wegen meiner bisher eher geringen Teilnahme am Training. Genaueres dazu dann in einem späteren Beitrag dann.
Am 26. dann wurde ich zu einem Shinnenkai (新年会) eingeladen, was als Neujahrstreff übersetzt werden kann, und wo man für das kommende Jahr anstoßen möchte. Dies fand in meiner Kampfsportgruppe des Shōrinji Kempō statt. Bei diesem bereiteten wir dann Naberyōri (鍋料理) zu. Das ist im Prinzip Eintopf, bei dem Fleisch und Gemüse in heißer Soße zubereitet und dann verspeist werden. Außerdem organisierten sie das, was man bei uns als Julklapp oder Wichteln kennt. Jeder kauft für etwa 500 Yen ein kleines unprivatea Geschenk und später bekommt man ein solches durch Zufall, in diesem Fall per Bingo.
Die Organisation lag in der Hand der 2-jährigen Kempō-Schüler. Später nach dem dem Essen führten die einzelen Gruppen jeweils noch etwas auf. Die 1-jährigen brachten eine mehr schlechte als rechte Vorführung von "Hare Hare Yukai" zustande, die 2-jährigen fingen mit einem Tanz zu einem AKB-Song an und hatten dann eine Performance zu "Guren no Yumiya". Die letzte Gruppe, aus 3-jährigen und ein paar weiteren, die schon vorher dran waren, brachten dann eine eigene Darbietung von Tarzan hervor. Ich hätte es zwar auch an dem affenähnlichen Gehabe der Schauspieler feststellen können, tatsächlich aber war ich mir schon sicher als ich Phil Collins aus dem CD-Player gehört habe.
Nun habe ich hier einige Namen in den Raum geworfen mit denen einige wohl weniger etwas anfangen können (ich hoffe doch "Tarzan" davon rausnehmen zu können). Ich stelle mal ein paar Links zu Youtube rein, wenn ihr eine bessere Vorstellung von dem Abend haben wollt, denn leider mangelte es mir an der notwendigen Lust viele Fotos zu machen.
Natürlich aber musste ich ein Foto von der riesigen Torte machen, die wir verspeisen durften: 

Hare Hare Yukai (ハレ晴レユカイ)
http://www.youtube.com/watch?v=c5G5bD2Do-k 

Koi suru Fortune Cookie (恋するフォーチュンクッキー)
http://www.youtube.com/watch?v=PTo5-So4G0c

Guren no Yumiya (紅蓮の弓矢)
http://www.youtube.com/watch?v=CAMOHkRyp7E

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