Samstag, 18. Januar 2014

Ein neues Jahr beginnt in Ōsaka

Tja, Neujahr ist zwar schon etwas her, aber endlich finde ich die Zeit, oder besser gesagt nehme ich sie mir endlich mal, darüber einen Beitrag zu schreiben.

Nun, der ursprüngliche Plan war es ja für den Sylvesterabend nach Tokyo zu fahren, doch scheiterte diese Planung an Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe. Und dass sich eine Woche vorher kein freies Zimmer mehr finden lässt, hätten wir nun doch vorhersehen können.

Aber was solls, wenn es schon nicht die größte Stadt Japans sein soll, dann halt die nächstgrößte: Ōsaka! Und in Ōsaka gibt es ebenso allerhand zu sehen. Viel genug, dass man sich auch mit Plänen überwerfen kann. Hier jedoch werde ich nur davon berichten was wir denn wirklich gemacht haben.


Angekommen sind wir in Ōsaka-Namba (大阪難波), einem sehr belebten und berühmten Stadtviertel Ōsakas. Übrigens war es erst 11 Uhr, da wir schon sehr zeitlich die Bahn von Tsu aus genommen hatten, was natürlich dank einiger Langschläfer doch schon knapp wurde. Jedenfalls sticht eben erwähntes Viertel allein durch die ganzen Reklamen, Maskottchen einzelner Läden und haufenweise Figuren, die überall zu finden sind, hervor.
Eine Kletterwand, welche man sogar noch weiter nach oben ziehen lassen kann

Mr. Krabs erstürmt ein Gebäude



Wie immer denken die wenigsten daran sich vorher etwas zu essen vorzubereiten. Deshalb war unser erster Stop vorhersehbarerweise ein Takoyaki-Stand. Übrigens ist Ōsaka sowohl für seine Okinomiyaki als auch für seine Takoyaki sehr bekannt. Dies heißt aber nicht dass jeder Stand etwas besonderes im Sortiment haben muss.

Die Ausländer vertreiben die Japaner. Sonst quetschen sich die Leute auf diese Bank.
Diese Puppe gehört wohl zu den schaurigsten Gestalten, die je dafür angedacht wurden Kinder und Spielbegeisterte anzulocken.
 Nun schlenderten wir weiter durch Nambas Gassen. Suchten und kauften Souvenirs, gingen in ein Spielecenter und probierten Hüte an. Der Grund dafür dass wir in dieser Zeit keinem bestimmten Plan folgten war der, dass einige (und damit meine ich 8/11 unserer Gruppe), immer noch nicht satt, weitere 1,5 Stunden in einem Restaurant verbrachten.
Aber gut, ich lernte bereits mir bei solchen Gruppenausflügen eher weniger als geplant vorzunehmen. Schließlich komme ich nochmal wieder nach Ōsaka. Unser nächster und erster richtiger Stop war dann das Ferris Wheel, das größte Riesenrad in Ōsaka, und die dortige Aussicht. Das nebenan liegende Aquarium wird auf dem nächsten Ōsaka-Trip übrigens einen Besuch wert sein.



Türkische Eiscreme und Kebab gehören in Japan übrigens zu den bekannteren ausländischen Speisen



Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können, denn auf der 15-minütigen Tour auf dem Riesenrad hat man einen sehr schönen Ausblick auf die Stadt und den Hafen. Zum gegebenen Zeitpunkt setzte die Dämmerung nämlich die Szenerie in ein sehr schönes Licht. Ich sollte hier mal erwähnen dass die Sonne in Japan immer einen sehr zügigen Abgang hat, sodass es im Zeitraum zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags innerhalb einiger Minuten schon dunkel wird.

Hier sieht man das Aquarium


Auch hier wird viel mit dem Licht gespielt

Wieso bekommen wir das komische Maskotchen mit in die Kabine? Achja, in jede Kabine können 6 Leute rein...

Unsere Kapsel
Die andere Kapsel
 Im Anschluss stöberten wir noch ein wenig in der Einkaufspassage, die (ach wie praktisch und überhaupt erst zufällig) am Wheel angeschlossen ist. Unter anderem Hüte anschauen und Ninja-artig Shuriken werfen.
Der Shinobi nimmt sein Ziel ins Visier

Das Bull's Eye war voll, da konnte er leider nur noch den inneren Ring nehmen :(

Frankenstein weiß wo es modische Hüte gibt


Noch mehr musikalische Leute mit einem Fettisch für Pferdeköpfe


Das Feeris Wheel während der Dunkelheit
 Nun wollten wir alle ein wenig Spaß haben. Daher hieß unser nächstes Ziel passenderweise "Joypolis". In diesem etwas größeren Spielecenter fanden wir dann neben den üblichen Spieleautomaten, Geld verzehrende Greifarmmaschinen und dem üblichen Spielzeug auch Geisterhäuser, so eine Art Achterbahn und sogar eine Wildwasserbahn. Das alles natürlich in einem Gebäude, also ... wer braucht schon Vergnügungsparks? Leider, und ich weiß immer noch nicht genau warum, hielten wir dort nur für eine Pinkelpause. Offensichtlich war das heruntergesetzte "All-you-can-play" für einige, mich eigentlich eingeschlossen, doch noch zu kostspielig.




 Eine der Hauptattraktionen war übrigens ein Purikura(プリクラ)-Automat mit Motiven von der kommenden Neuauflage des Films "Sadako" in 3D. Sadako ist die japanische Grundlage des Films "The Ring", angeblich nur deutlich schauriger und besser. Purikura sind kleine Klebefotos, die in diesen Kabinen geschossen werden, die aussehen wie unsere Passbildautomaten.

Nunja, was jetzt kommt könnt ihr euch eigentlich schon denken: Abendessen! Und anstatt einfach zu den nächstgelegenen Imbissstraßen zu gehen tippen, sliden und fummeln sie alle auf ihren Handys und iPads rum. Unsere Wahl fiel schlussendlich auf ein Subway.

Nun aber zu den Höhepunkten des ganzen Unternehmens. Den Neujahrscountdown wollten wir im Ōsaka Sky Garden erleben. Dort findet nämlich "die spektakulärste Lasershow dieses Platzes zu Neujahr" statt (Formulierung wurde absichtlich so gewählt). Davor haben meine Adleraugen jedoch noch eine wunderschön ausgeleuchtete Gartenanlage ausgemacht, zu welcher ich die Gruppe dann noch gedrängt habe.


Der Sky Garden von unten

Es erinnert leicht an die Erschaffung vom "einen Ring" in der Schicksalsschmiede




Auf dem Sky Garden hat man wohl einen der besten Ausblicke auf Ōsaka und ein schönes Nachtpanorama. Entsprechend voll war es auch und die besten Aussichtsplätze entsprechend besetzt. Auf der Außenplattform leuchteten unsere weißen Klamotten, Zähne und Augen dann in diesem Neon-Licht welches einem häufiger in Geisterhäusern begegnet. Natürlich kommt man an sowas nicht vorbei ohne ein wenig albern zu werden.





Der Werwolf erwacht
Wir kamen ein wenig überpünktlich an und hatten daher ne ganze Zeit rumzukriegen. Zum Glück hat unser Profi-Ninja vorhin ja ein kleines Gelegenheitsspiel gewonnen.
Was den Countdown betrifft: Die Lasershow sollte bereits 23:50 Uhr, womöglich sogar um 23:15 Uhr beginnen. In dieser Zeitspanne geschah jedoch nichts, zumindest nicht vor unseren Augen. Tatsächlich bezog sich die angesagte Show nur auf einen kleinen Bühnenabschnitt an einer Seite der ringförmigen Plattform, wovon wir alle jedoch nichts wussten. Immerhin gab es für alle Gäste kostenlose Cracker. Und zum Countdown dann sahen wir wie gute 10km in Richtung Hafen ein kleines Feuerwerk losgeht und wir mussten uns fragen "Wieso sind wir gerade hier und nicht dort?"

Zeit vertreiben

Auch hier oben kann man seine Unglück versprechenden Glückslose los werden

Eine Showeinlage im Inneren des Ringgebäudes
Nun, wir lernen daraus, dass man sich bei solchen Events vorher noch genauer erkundigen sollte, wo und wie genau so eine "Lasershow" ablaufen sollte. War ja nicht das erste Neujahr dort. Ich glaube wir wären nicht so enttäuscht gewesen, hätten wir keine großartige Show erwartet, denn der Sky Garden ist schon allein für seine Aussicht einen Besuch wert.

Im Anschluss daran musste sich die Gruppe spalten, denn einige hatten den Drang, bis wieder ein Zug fahren würde, der uns nach Hause bringt, in einen Nachtklub zu gehen oder ein "All-you-can-drink" zu suchen. Am besten ja beiden. Zwei andere sowie meine Wenigkeit fanden jedoch die Vorstellung schöner einen der berühmteren Tempel in Ōsaka aufzusuchen und dort schonmal die Rituale zu Neujahr zu machen. Zum Glück fuhren die Züge diese Nacht durchgängig.

In Japan geht man zu Neujahr traditionell zu einem Schrein um sich irgendwie Glück für das kommende Jahr zu holen. Alternativ gehen auch Tempel, denn Buddhismus und Shintō sind mittlerweile so sehr ineinander verflochten, dass man auch solche Rituale in einem Tempel vollziehen kann. So begaben wir uns dann zum Shitennōji (四天王寺). Der erste Weg führt einen zu einer Neujahrsglocke, bei welcher man mit einer kleinen Spende an - hmmm, an die Götter oder an Buddha? Lässt sich schwer sagen - für Glück betet. Dafür bekommt man auch ein kleines Schreiben vom Tempel mit. Weiterhin kann man sich wann immer man bei einem Schrein, oder halt auch so manchem Tempel, ist, ein Omikuji (おみくじ) kaufen. Auf diesen sind dann verschiedene Abstufungen von Glück bis Unglück über kleine, große und hintereinander kommende, notiert. Gute Lose nimmt man mit sich nach Hause, schlechte jedoch sollte man, um das Unglück los zu werden, an bestimmten Schnüren oder Geländern aufhängen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Aufhängen eines Emas (絵馬) mit seinen Wünschen oder das Anzünden eines Holzstabes, wo Wünsche bereits vorgefertigt sind. Kostet selbstverständlich alles ein wenig Geld. Nur zu Neujahr erhältlich sind die Hamaya (破魔矢) - Pfeile, welche Dämonen austreiben. Vermutlich gibt es noch mehr Wege sich Glück zu erkaufen, aber mehr fallen mir im Moment nicht mehr ein.




Schildkrötenteich

Die Pagode - leider nicht begehbar



Jizo-Figuren



Das Rad symbolisiert in gewisser Weise den Kreislauf des Lebens. Die Welt endet sobald es still steht



Oha, hat da etwa wer ein schlechtes Los gezogen?

Kebab - auf dem Tempelgelände

So kann die Zeit schon sehr schnell verfliegen. Und meine Beine erinnerten mich zunehmend daran dass ich um diese Uhrzeit normalerweise schlafen sollte, oder aber am PC sitze, aber zumindest nicht stundenlang ohne viel zu sitzen rumlaufe.
Die Rückfahrt gestaltete sich noch ein wenig stressig, da man dann doch noch mit der anderen Gruppe zusammen zurück wollte. Aber selber in der Unterzahl hatten wir erst gar nicht versucht zu sagen, dass von der Station "Umeda" aus kein Zug nach Hause fährt und wir uns lieber in Namba treffen sollten. Also noch ein wenig Geld für unnötige Bahnfahrten raus und mit der nächsten bahn ging es dann nach fast 20 Stunden Ōsaka nach Hause.

Das neue Jahr habe ich dann im Übrigen, neben Ausschlafen, im örtlichen Bad von Tsu, einem Gokurakuyu (極楽湯), ausklingen lassen.

2 Kommentare:

  1. Gruppen sind ja echt irgendwie immer anstrengend, aber wenn man in Namba ist, geht es ja eigentlich auch gar nicht ohne Gruppe. Ich freu mich allein schon wegen der Takoyaki darauf, mir Osaka mal selbst genauer anzusehen, bis jetzt bin ich mehrfach nur durchgefahren.^^

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Anstrengend schon, aber ohne sie wäre es auch nur halb so lustig.^^

      Löschen