Am darauf folgenden Samstag war ein Ausflug seitens der
deutschen Sektion geplant. Die deutsche Sektion sind die Dozenten und
Studenten, welche deutsche Literatur, Germanistik oder einfach nur
Deutsch-Kurse studieren, bzw. besuchen. Meine Betreuerin Frau Suga (
菅先生)war nicht mit dabei, aber organisiert wurde der Trip ja
auch von Frau Okochi (
大河内先生).
Mit einem Reisebus zogen wir, im Paket enthalten Frau
Okochi, ein Großteil der Deutschen und nochmal so viele Japaner, dann bei etwas
mehr als 2 Stunden Fahrt zu den Akame-Wasserfällen (
赤目滝).
Diese sind ein beliebtes Ausflugsziel, bei dem man den Verlauf eines Flusses
über 48 Wasserfälle hinweg über ungefähr 4 Kilometer hinweg folgen kann. Die
Ansage lautete, hier Zitat: „Eigentlich benötigt man für die Strecke 2 Stunden,
aber wir haben bis 4 Uhr Zeit, also eine ganze halbe Stunde mehr“.
Ich empfand mich bisher nie als Trödler oder langsamen
Wanderer, daher ahnte ich noch nichts vom bevorstehenden Fatum. An sich
existieren ein Ein- und ein Ausgang vom Pfad, doch viele nutzen den Eingang zum
Rausgehen, weshalb die ganzen Souvenir-Läden und Imbisse schon zuvor
anzutreffen sind. Und scheinbar sind die Wasserfälle nicht nur für ihre roten
Augen berühmt.
Eine Idee von welch irrsinniger Vorstellung Japaner von
einer Besichtigung haben, bekam ich nach ungefähr einer halben Stunde, ausgiebigen
Fotosessions und der Realisierung erst den ersten Checkpoint erreicht zu haben.
Ich sollte hinzufügen dass jeder eine Karte dabei hatte, welche er an diversen
Station abstempeln kann, wodurch man glaube ich am Ende was bekommen konnte.
Dies drängt mich einerseits zur Eile, andererseits dachte ich mir „Solange wir
nicht die allerletzten sind. Die werden schon nicht ohne uns fahren.“
In einem, wie ich empfinde, angemessenen Tempo, in welchem
ich auch spazieren gehe, einkaufe, mir Sachen anschaue, zum Strand gehe oder
sonst alles mache, folgten wir dem Pfad, der des Öfteren vom Gegenverkehr
verstopft oder auch sehr unweglich war. Den einen oder anderen Wasserfall
betrachtete man dann doch noch genauer oder erkundete die Gegen etwas. Ich
kenne einen gewissen, bärtigen Kletterfatzken, der hier mit Sicherheit auch
gerne gecampt hätte.
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Natürlich muss auch irgendwo ein buddhistischer Platz versteckt sein |
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Ja, auch diese Formation zählt zu den 48 Wasserfällen |
Ich will nicht mehr mit Text aufhalten, schließlich wollt
ihr ja die Bilder sehen, die ich nur sehr schlecht in Worte fassen könnte. Sei
noch gesagt dass zu diesem Zeitpunkt der japanische Part meiner Gruppe etwas
vorgelaufen und die letzten Deutsche zu
uns aufgeschlossen hatten, sodass wir vier Leute (fast) die gesamte Bochumer
Präsenz in Mie vollständig hatten.
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Die Pfade winden und schlängeln sich immer weiter |
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Das Gefühl auf diesem Baumstamm zu sitzen muss einfach überwältigend sein und es tut mir Leid dass mein Foto diese Atmosphäre so spärlich widergeben kann. Na wer hätte sich wohl getraut? |
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Hier mal ein Bild von einer etwas besseren Kamera |
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Und einmal rausgezoomt |
Ich denke vielen dürfte bereits klar sein, dass einerseits 2
Stunden keine angemessene Zeit sind um so ein Naturschauspiel zu verinnerlichen
und andererseits die japanische Definition von „sich etwas ansehen“ so
aussieht, dass man möglichst vieles möglichst kurz ansieht und noch im Vorbeigehen
ein oder zwei Fotos schießt. Dies ist eine Einstellung, die mir noch künftig
Probleme bereiten könnte, aber im Moment lässt sich da nichts machen.
Schlussendlich, auch nach dem allerletzten Wasserfall, gab
es nur noch einen Waldpfad zu bewältigen, der weiterhin dem Fluss folgte und
über Berg und Stein dann, als es allmählich dämmerte, das Gefühl einsetzte im
Film ‚Blair Witch Project‘ gelandet zu sein und der Weg kaum noch beschildert
immer wildlicher wurde, kamen wir dann mit nur etwas über 1 Stunde Verspätung
im Halbdunkel an.
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Es wird dunkler und skuriller |
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Aber die Molche weisen uns schon den Weg |
Wer uns jetzt mehr, wer weniger böse auf uns war ließ sich
nicht ausmachen, die meisten schienen aber eher unseres Wohlergehens
erleichtert, allen voran unsere Betreuerin. Auf so naheliegende Ideen wie uns
ausrufen zu lassen (ich habe bei jeder Durchsage die Ohren gespitzt) oder uns
vielleicht jemanden entgegen zu schicken, muss man nun wirklich nicht kommen.
Naja, habe ich ein schlechtes Gewissen dabei andere
aufzuhalten weil mich die Natur so fasziniert hat? Nunja, ein wenig vielleicht,
aber andernfalls hätte ich mich ja nochmal allein hierher begeben müssen. Und
an dieser Stelle protestiert mein Geldbeutel.
Die Gegend ist sehr schön! Was der Fatzke wohl sagen wird...
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