Mittwoch, 4. Dezember 2013

Die Akame-Taki / Wasserfälle der Roten Augen



Am darauf folgenden Samstag war ein Ausflug seitens der deutschen Sektion geplant. Die deutsche Sektion sind die Dozenten und Studenten, welche deutsche Literatur, Germanistik oder einfach nur Deutsch-Kurse studieren, bzw. besuchen. Meine Betreuerin Frau Suga (菅先生)war nicht mit dabei, aber organisiert wurde der Trip ja auch von Frau Okochi (大河内先生).
Mit einem Reisebus zogen wir, im Paket enthalten Frau Okochi, ein Großteil der Deutschen und nochmal so viele Japaner, dann bei etwas mehr als 2 Stunden Fahrt zu den Akame-Wasserfällen (赤目滝). Diese sind ein beliebtes Ausflugsziel, bei dem man den Verlauf eines Flusses über 48 Wasserfälle hinweg über ungefähr 4 Kilometer hinweg folgen kann. Die Ansage lautete, hier Zitat: „Eigentlich benötigt man für die Strecke 2 Stunden, aber wir haben bis 4 Uhr Zeit, also eine ganze halbe Stunde mehr“.

 
Ich empfand mich bisher nie als Trödler oder langsamen Wanderer, daher ahnte ich noch nichts vom bevorstehenden Fatum. An sich existieren ein Ein- und ein Ausgang vom Pfad, doch viele nutzen den Eingang zum Rausgehen, weshalb die ganzen Souvenir-Läden und Imbisse schon zuvor anzutreffen sind. Und scheinbar sind die Wasserfälle nicht nur für ihre roten Augen berühmt.




Zu Anfang musste ich mich entscheiden mit welchen Leuten ich denn unterwegs sein wollte und entschied mich für die, die etwas später starteten (Wieso isst man sein Lunchpaket auch immer erst dann wenn alle schon sind…). Jedenfalls wurden wir schon recht früh von der atemberaubenden Herbstpracht empfangen und entdeckten die ersten Wasserfälle, oder zumindest etwas, das man schon als „fallendes Wasser“ bezeichnen darf.


Was sich dieser Tage nicht schon alles Wasserfall nennt



Fudou-Taki, der unbewegliche Wasserfall

Der Wasserfall der Eintausend Hände

Klares Flusswasser



Leute, die Fotos machen, schlimmes Volk

Herbsthimmel
Eine Idee von welch irrsinniger Vorstellung Japaner von einer Besichtigung haben, bekam ich nach ungefähr einer halben Stunde, ausgiebigen Fotosessions und der Realisierung erst den ersten Checkpoint erreicht zu haben. Ich sollte hinzufügen dass jeder eine Karte dabei hatte, welche er an diversen Station abstempeln kann, wodurch man glaube ich am Ende was bekommen konnte. Dies drängt mich einerseits zur Eile, andererseits dachte ich mir „Solange wir nicht die allerletzten sind. Die werden schon nicht ohne uns fahren.“
In einem, wie ich empfinde, angemessenen Tempo, in welchem ich auch spazieren gehe, einkaufe, mir Sachen anschaue, zum Strand gehe oder sonst alles mache, folgten wir dem Pfad, der des Öfteren vom Gegenverkehr verstopft oder auch sehr unweglich war. Den einen oder anderen Wasserfall betrachtete man dann doch noch genauer oder erkundete die Gegen etwas. Ich kenne einen gewissen, bärtigen Kletterfatzken, der hier mit Sicherheit auch gerne gecampt hätte.
Natürlich muss auch irgendwo ein buddhistischer Platz versteckt sein





Ja, auch diese Formation zählt zu den 48 Wasserfällen
Ich will nicht mehr mit Text aufhalten, schließlich wollt ihr ja die Bilder sehen, die ich nur sehr schlecht in Worte fassen könnte. Sei noch gesagt dass zu diesem Zeitpunkt der japanische Part meiner Gruppe etwas vorgelaufen und die letzten Deutsche  zu uns aufgeschlossen hatten, sodass wir vier Leute (fast) die gesamte Bochumer Präsenz in Mie vollständig hatten.


Die Pfade winden und schlängeln sich immer weiter

Das Gefühl auf diesem Baumstamm zu sitzen muss einfach überwältigend sein und es tut mir Leid dass mein Foto diese Atmosphäre so spärlich widergeben kann. Na wer hätte sich wohl getraut?


Hier mal ein Bild von einer etwas besseren Kamera

Und einmal rausgezoomt

Ich denke vielen dürfte bereits klar sein, dass einerseits 2 Stunden keine angemessene Zeit sind um so ein Naturschauspiel zu verinnerlichen und andererseits die japanische Definition von „sich etwas ansehen“ so aussieht, dass man möglichst vieles möglichst kurz ansieht und noch im Vorbeigehen ein oder zwei Fotos schießt. Dies ist eine Einstellung, die mir noch künftig Probleme bereiten könnte, aber im Moment lässt sich da nichts machen.
Schlussendlich, auch nach dem allerletzten Wasserfall, gab es nur noch einen Waldpfad zu bewältigen, der weiterhin dem Fluss folgte und über Berg und Stein dann, als es allmählich dämmerte, das Gefühl einsetzte im Film ‚Blair Witch Project‘ gelandet zu sein und der Weg kaum noch beschildert immer wildlicher wurde, kamen wir dann mit nur etwas über 1 Stunde Verspätung im Halbdunkel an.
Es wird dunkler und skuriller

Aber die Molche weisen uns schon den Weg

Wer uns jetzt mehr, wer weniger böse auf uns war ließ sich nicht ausmachen, die meisten schienen aber eher unseres Wohlergehens erleichtert, allen voran unsere Betreuerin. Auf so naheliegende Ideen wie uns ausrufen zu lassen (ich habe bei jeder Durchsage die Ohren gespitzt) oder uns vielleicht jemanden entgegen zu schicken, muss man nun wirklich nicht kommen.
Naja, habe ich ein schlechtes Gewissen dabei andere aufzuhalten weil mich die Natur so fasziniert hat? Nunja, ein wenig vielleicht, aber andernfalls hätte ich mich ja nochmal allein hierher begeben müssen. Und an dieser Stelle protestiert mein Geldbeutel.

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