Und weiter geht es mit den Berichten aus der letzten Woche.
Am Dienstag erhielt ich noch eine Rundmail, die uns daran erinnerte, bzw. ist
erinnern eher unangebracht, da nur ein Teil unserer Gruppe besagte Mail erhielt
und diese dann an die anderen Deutschen vom besagten Teil weitergeleitet wurde,
dass wir am Mittwochmorgen im Kindergarten zum Süßkartoffelernten eingeladen
wurde.
Mittwoch, der 30.10.
Am besagten Morgen sind wir dann, unsäglich früh, in der
Gruppe mit (fast) allen Deutschen zum besagten Kindergarten gefahren. Zum Glück
kümmern sich einige von uns um das Raussuchen des Weges. Selbstverständlich war
unter dem Teil, die die Abreise verschliefen keiner solcher dabei. So mit dem
Rad unterwegs in Tsu wird einem wieder einmal klar: Mensch ist das n ländliche
Hauptstadt. Nach etwa einer halben Stunde war man dann schon von allerlei
Feldwirtschaft umgeben.
Beim Kindergarten durften wir uns erst einmal in die
örtlichen Hauspantoffeln quetschen. Aber was Japaner für den ganzen Fuß
benutzen, reicht bei mir für den Ballen. Wir wurden zwar aufgefordert mehrere
Sachen von uns aus mitzubringen, so wie festes Schuhwerk, Plastiktüten,
Handschuhe, etc., aber komischerweise gehören einige dieser Dinge nicht ins
Reisegepäck des Durchschnitts-Austauschstudenten. Aber zum Glück bekamen wir
Handschuhe vom Kindergarten geliehen. Ich war übrigens der Einzige aus der
Gruppe mit Hut, und wenn ich mir die tomatenartigen Gesichter meiner Kameraden
so angesehen habe, denke ich, dass er sich hier bereits bewährt hat. Die Kinder
wurden dann von den Eltern begleitet, was leider zu einer gewissen Distanz
zwischen Deutschen und Japanern beiderseits geführt hat. In einem japanischen Kindergarten
sind die Kinder auch in Altersgruppen unterteilt und unterscheiden sich anhand
der Farben ihrer Mützen. Lustiger weise sind es eigentlich die gleichen Mützen,
nur dass sie sich umstülpen lassen.
Mit der Fahne voraus wurden wir dann in Zweierreihen durch
ein paar Straßen zum, doch eher kleinen, Süßkartoffelfeld geführt, wo wir schon
von einigen Farmern und den Kartoffel-Omis erwartet wurden, welche bereits ein
Lagerfeuer, in dem die ersten in Alufolie eingepackten Erdäpfel brutzelten.
Aber vor dem Essen erst die Arbeit, also ran ans Feld und graben, zur Not mit
den Händen und die roten Dinger raussuchen. Lange dauerte dies nicht, da Kinder
sehr eifrig sind und das Feld antiproportional klein war. Nach vollbrachtem
Dreckwühlen durfte sich jeder entweder zwei kleine oder eine große Kartoffel
mit nach Hause nehmen. Ich nahm natürlich sowohl eine große, als auch zwei
kleine…
Und dann haben sich alle hingesetzt und die fertig
verkohlten Kartoffeln aus dem Feuer gegessen. Je nachdem wie lange und wie tief
sie drin waren oder wie groß, schmeckten sie trocken mehlig bis hin zum fast
schon fruchtig. Auf jeden Fall werde ich mir was für meine eigenen einfallen
lassen, vielleicht, oh ja, etwas ganz Ausgefallenes: Bratkartoffeln! Sobald
alle satt, und einige auch erschöpft, waren ging es dann im Marschschritt
zurück. Insgesamt dauerte das ganze keine drei Stunden und so lag der Großteil
des Tages noch vor uns.
Zwischenzeitlich bekamen wir dann noch Besuch von Frau
Okochi(大河内), die das ganze eingefädelt hat, vermutlich durch
private Kontakte. Frau Okochi ist eine unserer beiden Betreuerinnen und
Deutschlehrerin an der Uni Mie. Sie rekrutierte noch einige von uns beim
anstehenden Uni-Fest (folgender Beitrag) für den Stand der deutschen Kulturwissenschaft.
Seid gespannt was wir so deutsches machen durften. Am Nachmittag jedenfalls
besuchte ich wieder einige Vorträge der Tri-University und unterhielt mich mit
ein paar der Referenten.
Donnerstag der 31.10.
Keine Tri-University heute, da der ganze Haufen einen
Ausflug auf dem universitätseigenen Schiff über die Gewässer vor Tsu machte.
Dafür wurde ich Tags zuvor bei den Vorträgen auf eine kleine Halloweenparty
angesprochen. Da sie aber in einem eher kleinen Raum stattfinden würde, war die
Teilnehmerzahl auf 10 Leute beschränkt und ich sollte keine weiteren einladen. Hat
mein Image als Typ, der andere nicht über Partys informiert natürlich gestärkt.
Zur besagten Feier kamen noch zwei weitere Deutsche, ein
paar andere Bekannte, jedoch hauptsächlich Leute aus dem Sprachunterricht eine
Stufe über mir, weshalb ich viele neue Leute kennen lernte. Neben Snacks bekam
auch jeder noch eine Tüte mit Süßigkeiten, Größe verhielt sich danach wie gut
man beim Spiel abgeschnitten hatte, bei welchem man aus einem Kärtchen mit zwei
Hiragana (Vorder- und Rückseite) zusammen mit anderen Leuten japanische Wörter
formen musste (min. 3 Zeichen lang und bei mehr gab es auch eine größere Tüte).
Da sich jeder jedoch mit nur zwei weiteren zusammen gefunden hatte, blieben die
großen Tüten aus, welche dann anschließend durch ein großes
Gruppen-Stein-Schere-Papier verteilt wurden (natürlich bekam ich eine ab). Dann
war sie auch schon vorbei, denn die Räumlichkeiten der Uni kann man nicht bis
allzu spät in Anspruch nehmen.
Jedoch wurden Andre, einer meiner Kollegen hier, und ich von
zwei Bekannten eingeladen, mit den Leuten von der letzten Geburtstagsparty zusammen
einen Overnighttrip nach Nagoya zu machen. Dass es overnight werden würde
erfuhren wir natürlich erst als wir bereits im Zug saßen. Nagoya liegt etwa
eine Stunde mit der Bahn entfernt und ist die viertgrößte Stadt Japans, also
quasi wie Frankfurt (wir erinnern uns, dass ich am Nagoya-Flughafen auch ankam).
Nachdem wir von den anderen ziemlich planlos umher geführt
wurden, und wenn ich sagen würde wie liefen im Kreis, dann nicht metaphorisch,
trafen wir auf Zac (er bittet darum es wie das deutsche Wort „Sack“
auszusprechen), der schon vorher in Nagoya ankam. Einige kleine Disputen
darüber wo wir dann etwas essen sollten (das Prinzip des Aufteilens ist nicht
bis hierher durchgedrungen), speisten wir in einem Laden, der ziemlich schick
aussah, aber wohl nicht für unsere 8-Mann starke Truppe vorbereitet war. Das
bestellte Essen kam Abschnittsweise, je nachdem was der Koch gerade zuerst
zubereiten mochte, und unser Freund aus Polen durfte dann über eine Stunde (ja
genau, mehr als 60 Minuten für eine:) auf seine (handtellergroße!) Pizza
warten. Ich darf hinzusagen, dass keine der Portionen wirklich ein Ausmaß an
Sättigung brachte.
Ein Witz von einer Pizza |
Halloween ist auch hier zu Lande ein Grund sich zu betrinken und auf der Straße sich lächerlich zu machen |
Aber Hauptsache gegessen und den meisten war es jetzt nach
Party zumute. Dumm nur dass die meisten Lokalitäten bereits anfingen zu
schließen (oder einfach keine Ausländer rein lassen wollten). Aber an Halloween
findet sich in Japan natürlich eine Location und tatsächlich war sie ganz nett.
Der Eintritt kostete 500 Yen, genauso wie alle Getränke, doch das erste Getränk
war auch gratis. Mehr gab ich auch tatsächlich dort nicht aus. Neben anderen
kuriosen Gestalten trafen wir dort auch auf die Sailor-Kriegerinnen (achja,
Kindheitserinnerungen), welche von Zac dann schamlos angebaggert wurden (adieu,
Kindheitserinnerungen). In der festliche geschmückten Disko, mit einer viel zu
niedrigen Decke blieben wir dann bis zum Schluss, so um 4 Uhr morgens, und
machten uns dann gemächlich auf den Heimweg, was bedeutete unzählige Male
anzuhalten weil a) jemand Hunger hatte und beim Ministop was kaufen musste, b)
der Spanier anfing zu heulen im Glauben keiner würde sich richtig mit ihm
unterhalten wollen oder c) ein McDonalds in Sicht kam…
Und es dämmert bereits der neue Tag |
Um 6:10 Uhr nahmen wir dann den Zug zurück Richtung Heimat(dorf/stadt/was
auch immer) und ich habe es tatsächlich geschafft meinen Wecker so zu timen,
dass er zwischen unserem Bahnhof und dem davor klingelte. Bei allem Geschick
oder Zufall, wäre ich, denn der Spanier war aufgesprungen und befand sich
bereits am Ausgang, fast mitten im Nirgendwo ausgestiegen. Naja, ein wenig
konnte ich dann dennoch im Zug schlafen. Was nicht für den Freitagmorgen galt,
denn da wollte ich ja wieder zur Tri-Univ.
"Ich nahm natürlich sowohl eine große, als auch zwei kleine…"
AntwortenLöschenHahaaa, wie auch sonst wennde dort nich satt werden kannst? Super!
"Stein-Schere-Papier"? Hast du auch dem Stein vertraut? \OoO/ Ohh mächtiger Stein! m(__)m Wir bitten dich!!! Dass du diese feige Schere zerstören mögest und hoffen für dich großer Stein, dass du nicht dem teuflischen Papiere zum Opfer fallest! \OoO/ Ohh mächtiger Stein! m(__)m
was macht ihr da drüben eigentlich mitten am tag (noch keine antwort)? was mach ich hier eigentlich mitten in der nacht?
Löschenach und warum geht die uhr hier nach der us-amerikanischen westküstenzone?
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