Sonntag, 17. November 2013

Von Festen, Feiern und neuen Freunden (Part 3)



Auf zum letzten Part, den aller guten Dinge sind drei!

Freitag der 1.11.

Als der erste Novembertag anbrach befanden wir uns noch immer in Nagoya, wie im letzten Beitrag erwähnt, weshalb ich zum Zeitpunkt vor spule, an dem wir endlich daheim ankamen. Es war so zwischen 7 und 8 Uhr morgens, sodass sogar meine Bekannten aus Deutschland bereits alle in den Federn waren, was das Gefühl der zeitlichen Differenz um einiges merkwürdiger gestaltete.
Da sich die Uni auf das bevorstehende Fest vorbereitete, fiel sämtlicher Unterricht aus. Ich jedoch besuchte noch die letzten Vorträge der Tri-Universität und nahm auch an der Abschlusszeremonie teil. Wie man sich denken kann zieht sich sowas bei 19 Universitäten, 7 Auszeichnungen für den besten Vortrag, 2 Auszeichnungen für die beste Gruppenarbeit und 1-Minuten-Reden für die universitären Vertreter, ganz schön hin. Meine Motivation war es selbstverständlich herauszufinden, ob ich an der Abschlussfeier teilnehmen dürfe. Diese wurde dann jedoch von der Nachricht, ein Bus hole alle Leute mit Ausweisschildchen ab, zu Boden geschmettert. Und die Lehrer trampelten mit einer wörtlichen Absage nochmal darauf herum, aber ich konnte mich zumindest noch mit Alberto unterhalten, einem afroamerikanischen Professor, der auch in unseren Sprachkursen ist und recht vernünftiges Deutsch spricht, da er 4 Jahr dort wohnte.

Samstag der 2.11.

Ein weiteres Matsuri steht an! Und dieses Mal nur einen Katzensprung entfernt denn es handelt sich um das jährliche Fest meiner Uni, das „Gaigakusai“ (大学祭). Wie erwähnt wurde ich für den Würstchenstand der deutschen Sprachwissenschaft eingeteilt, meine Schicht begann jedoch erst am Nachmittag. Für die Mädels, welche gerade Schicht hatten, musste ich dann Fotos vom Lady-Contest machen. Dieser lief ganz üblich ab, die Kandidaten laufen kurz auf dem Laufsteg, stellen sich oder führen was vor und müssen dann in Quiz- und anderen Spielen ihre Intelligenz beweisen, wobei alles natürlich auf Showbuiss hinausläuft. Achja, selbstverständlich waren die Teilnehmer alle Jungs im Mädchenoutfit.



Unterwegs traf ich auf allerlei bekannte Gesichter und konnte verschiedene, in der Regel überteuert Sachen probieren, wie süße Dango-Bällchen (団子) aus Reismehl, Gemüse- oder Fleischpasten im frittierten Mantel, genannte Korokke (コレッケ), Bratnudeln/Yakisoba (焼きそば) und die Verunstaltung einer deutschen Bratwurst. Eine Bühne war auch extra für eingetragene Bands aufgebaut, gleich eine der ersten hießen „Uman with a Mission“, wobei man sie auch die „Gordians“ hätte nennen können (Erklärungen zu solchen Insidern folgen irgendwann). Ich kann aber sagen dass mich diese japanische Standardrockmusik, oder was es auch sein sollte, nicht so wirklich anspricht. Da musste ich aber auch schon los zum Currywurststand.


Dieser wirkte erst einmal nicht sehr besucht und machte auch nicht so große Werbung wie die anderen Stände. Werbung zu machen sieht vollgendermaßen aus: Man läuft mit einem übergroßen Schild umher, auf dem Name, Standnummer, Speise und Preis notiert sind, klatscht dieses den vorbeigehenden Leuten so ins Gesicht, dass man es nur als „leicht aufdringlich“ bezeichnen kann und brüllt einstudierte Phrasen herum. Meine Aufgabe war es da zum Glück die Würstchen zu braten und die Bestellungen zuzubereiten. Unser Angebot sah folgendermaßen aus: 3 Wiener Würstchen, zeigefingerlang, mit Ketchup und Currypulver. Das Ganze für 300 Yen. Dass wir zwischenzeitlich out of Würste waren zeugt davon dass den meisten Japanern wohl noch keine echte deutsche Currywurst untergekommen ist…

Neben kleineren Bratschwierigkeiten (hey ich war da alleine hinten!), wobei die meisten Leute genau dann eine Schlange bilden, wenn 90% der Würstchen noch tiefgefroren sind, hatte ich das Gefühl dass auf der linken Seite meiner Grillplatte mehr Hitze vorherrschte als auf der rechten und ab und zu qualmte es unter dieser ganz gehörig. Aber was kenne ich mich auch mit japanischer Technik aus, man wird mir schon keine falsch aufgebaute Grilleinrichtung übergeben:
"Hey, weiß einer wozu diese Metallplatte da ist?" - "Kein Schimmer. Wird schon nicht wichtig sein." ...

Sonntag der 3.11.

Wirklich sehr beliebt scheinen solche kleinen gebackenen Kugeln zu sein, welche Form oder Gesichter von Cartoon-, Anime- oder sonst welchen Charakteren haben.


Das Matsuri geht weiter! Und diesmal bin ich etwas früher hin, da ich an ein Programmheft kam und den Ablauf an den anderen beiden Bühnen herausfinden konnte. Als erstes war ich auf die Aikido(合気道)-Vorführung gespannt. Diese ging jedoch nur 15 Minuten lang und außer einer kurzen Kata mit Bo-Stäben und dass der höhere Schüler die anderen beiden etwas herumwerfen konnte, sah man nicht viel. Auf eine Bühne hochstarren zu müssen macht solche eine Demonstration auch weniger lehrreich. Anschließend trat der „Lehrerin McGonagall-Ensemble“ (マクゴナガル先生アンサンブル) auf.

Wer jetzt irgendeine Zaubervorstellung oder Harry Potter Cosplayer erwartet liegt stark daneben, selbstredend handelt es sich um einen Ensemble, der vorwiegend amerikanische Nationallieder und Stücke, die ich von den "The Ten Tenors" noch kenne, sangen. An sich waren die Jungs ganz lustig, aber mehr auch nicht. Spannender hingegen waren für mich die Tengu (天狗う)-Tänze, welche ich zu Teilen schon bei der Feier am vorigen Montag sehen durfte, und die traditionellen Tänze von Tsu, auch wenn ich letztere bereits vom Tsu-Matsuri her kannte. Und dann gab es noch einen Karaoke-Wettbewerb, bei dem ich viele Lieder leider nicht kannte, da rein japanisch, aber eine Gruppe zog schon von Anfang an ein gewisses Interesse auf sich:

Eigentlich wollte ich mir noch eine Zaubervorstellung ansehen, aber dort gab es dauerhaft eine Schlange und als ich zu den Räumlichkeiten kam, wo Tags zuvor noch uniinterne Bands spielten, drückte man mir ein paar Musik-CDs in die Hand. Naja, zu geschenkter Musik sage ich nicht Nein. Ich probierte noch ein paar weitere Köstlichkeiten wie eine kleine Variation von Okonomiyaki (お好み焼き) am Spieß, Zauberpunch (魔法のジュース), also eigentlich nur fruchtige Soda, Takoyaki, frittierte Oktopusbällchen, (たこ焼き) mit Pommes, für die ich einen Gutschein von einer Bekannten hatte und so ein süßes Zeug namens Churro (チュロス), was unser Spanier, da aus seinem Land stammend, natürlich probieren musste. Als ich bei unserem ach so deutschartigen Currywurststand vorbeikam, stellte ich fest dass er fast ausverkauft war, meine Freunde liefen ja auch wie die Wilden umher um Werbung zu machen. Die angebrannte Stelle vom Vortag wurde von einer Pappe verdeckt.


Noch ein paar kuriose Gestalten die sich auf jedem Matsuri blicken lassen müssen.


Zum Schluss half ich noch beim Abbau, auf die anschließende Party verzichtete ich aber, da ein wenig erkältet und es anfing zu regnen. Dennoch ein sehr schönes Fest und ich kam ein wenig mehr mit den Japanern aus meiner Sektion in Kontakt.

3 Kommentare:

  1. Ladycontest... Wieso??? Super Bericht, der zeigt schön, wie Japaner am Rad drehen können. Das Dragon Ball Karaoke ist super! Ich hoffe doch sehr, dass ich bei meinem Unifest nichts dergleichen verpasst habe...

    AntwortenLöschen
  2. Man muss doch merken, dass da langsam der Tisch wegkokelt O.O

    Und die Band mit den Pferdeköpfen erinnert mich ein bisschen an ein bestimmtes Video unseres ehemaligen Dozenten...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tjaa....
      Es hat wirklich ein wenig stark geräuchert und die Tatsache, dass es rechts heißer war als links hätte mich auch skeptisch werden lassen müssen ^^'

      Löschen