Samstag, 19. April 2014

Seki - Das Schwert und die Feder

Der letzte Tag unserer kurzen Reise in die Präfektur Gifu stand an. Auf dem Plan standen das Schwertschmiedemuseum und, geringere Ziele sollte man sich auch nicht setzen, ein richtiger Schwertverkäufer.
Auch wenn es Frühjahrsferien sind, so ist Werktags doch relativ tote Hose in einer so kleinen Stadt wie Seki, weshalb das Museum zwar geöffnet hatte, wir aber vorerst die einzigen Besucher waren. Nicht weiter schlimm. So kann man sich wenigstens alles in Ruhe angucken und keiner starrt einen komisch an wenn man die "Bitte nicht anfassen"- Sachen anfasst.



Bei der Verarbeitung des Stahls sind meistens drei, mindestens zwei Leute mit Hammer beteiligt


Ein Haufen Werkzeuge, deren Namen ich mir nicht merken kann


Der Blick.

Gravur in der Klinge. Hier ist eine ganze Geschichte niedergeschrieben

Nicht nur bekamen wir endlich ein paar echte Schwerter zu Gesicht, sondern wir lernten auch sehr viel über deren Herstellung. An einem Schwert sitzen ungefähr 5 Meister verschiedener Handwerkskunst, denn zu einem Schwert gehört mehr als nur eine Klinge. Schwertscheide, Stichblatt, Griff und sogar das Binden des Knotens an der Scheide ist eine Lehrkunst für sich.


Ein Modell für unsere Größe
Nachdem wir unser Repertoire an Wissen über Schwertherstellung erweitert hatten wollten wir uns noch den einen oder anderen Messerladen und deren Auswahl ansehen. Leider war in der Einkaufsmeile vom vorigen Tag kein solches Geschäft vorhanden und wir machten uns auf einen langen Weg aus der Stadt raus. Dort fanden wir dann etwas Vielversprechendes:
Doch handelte es sich hierbei zunächst nur um ein Museum, für welches wir leider keine Zeit einplanen wollten und nebenan befand sich zwar ein Messergeschäft, doch dessen Auswahl beschränkte sich Großteils auf Schweizertaschenmesser und Macheten. Das Komische war, dass kein Verkäufer, aber vier versandfertige Schwerter auf dem Ladentisch lagen. Ein jeder hätte sich diese schnappen können, dagegen hilft dann auch die Kamera nichts.
Ein wenig enttäuscht über die kleine Auswahl durften wir dann zumindest noch etwas von der natürlichen Landschaft Sekis mitnehmen.

Wieder im Stadtzentrum peilten wir dann das "Feather-Museum" an. Feather ist eine in Seki beheimatete Firma, welche bekannt für seine Rasierklingen ist. Ich habe von dieser zwar noch nie gehört, aber sie scheint bekannt genug zu sein, dass sie ein Museum eröffnen konnten.

Ein Rasieroboter

Feather-Ware

Die Uhr läuft spiegelverkehrt und kann nur in einem Spiegel richtig gelesen werden. Keine Ahnung was das noch mit Klingen zu tun hat.


Das nenne ich eine Rasierklinge

japanische Marken

Bart- und Schnurrbartarten


japanische Frisuren früherer Epochen und Anlässe


Deutsche Seifenblasen. Die Dose in meiner Hand war zum Ausprobieren gedacht.
Am Ende der kleinen Museumstour traf uns ein weiteres Beispiel japanischer Gastfreundschaft. Wir erkundigten uns nach einem echten Schwertmacher und was wir aus dem Gespräch der Verkäuferinnen entnehmen konnten war, dass sich hier alle im Dorf fast persönlich kennen mussten. Zwar mussten diese dann letzten Endes doch noch ihre Smartphones zücken, aber dass uns noch eine hinterher rennt, als wir schon raus waren, nur weil sie noch einen Laden, welcher näher dran ist, ausmachen konnte, zeugt doch schon von einer Aufwandbereitschaft, die ich in Deutschland ab und an misse.
Leider hatte besagter Verkäufer zu. Und dessen Laden sah auch mehr nach seiner Wohnung aus, in welche ich beinahe einfach so rein spaziert wäre. Die Klingel war halt auch gut versteckt. Ironischer weise steht auf dem Schild draußen "Geöffnet".
営業中-Geöffnet
Zum Glück war dies nicht unsere einzige Adresse. Etwas außerhalb der Stadt fanden wir, gut ausgeschildert, eine Werkstatt. Ob es jetzt eher ein Verkaufsladen oder vielmehr eine Werkstatt war kann ich nicht sagen, jedenfalls wurden wir sobald wir eintraten auf eine Tasse Tee in das Geschäftszimmer eingeladen. Und überall hingen Schwerter!
Die Gruppe schien auch international tätig zu sein. Man zeigte uns Bilder diverser Reisen ins Ausland (Deutschland, Türkei, Italien) und Bilder der Schwertkunstturniere dort und wir bekamen eine kurze private Iaidô-Vorführung (居合道 ist eine von mehreren Kampfkunstarten mit dem Schwert).

Auch wenn man uns sagte, wir könnten ruhig einige der Schwerter mal abhängen, hat man doch noch ein wenig Scheu solch eine Waffe einfach so in die Hand zu nehmen. Mit den Betreibern haben wir uns dann noch über dieses und jenes unterhalten. Es stellte sich auch heraus, dass derjenige, der die Schwerkunst trainiert, auch eine kritische Einstellung gegenüber dem Shintô hat, bzw. den rituellen Teil seiner Kunst eher als Formalität ansieht.
Zuletzt bekamen wir eine rasche Führung durch die Werkstatt, bei welcher wir alle Schritte, die wir schon zuvor im Museum sehen konnten, nochmal in echt erleben durften und dann drückte man uns, Deran-san ein wenig überfordert, zwei der privaten Schwerter des Iaidô-Künstlers in die Hand.
Um die Situation zu verdeutlichen: Zwei völlig fremde Ausländer platzen in ein Geschäft und nach einer halben Stunde gibt man diesen zwei geschliffen scharfe Waffen in die Hand. Und ihr dürft mir glauben, diese Klingen waren keine einfache Dekoration mehr.
Achja und zuletzt wurden wir dann noch zurück in die Stadt gefahren. Also wirklich sehr nette Leute dort!

2 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, was ich gerade gelesen habe.^^

    AntwortenLöschen
  2. Alec: Echt Interessant. Ich denke so ein Schwert wird nicht billig sein (Preis?), oder? willst du dir eins zulegen?
    Grüß deine Mutter und weiterhin viel Spaß.
    Nachbar Reinhard aus Hamburg

    AntwortenLöschen