Meine erste mehrtägige Reise in den Ferien habe ich zusammen mit Deran-san unternommen. Das Ziel war die Stadt Seki (関), die bekannt für seine traditionellen Schwertschmiede und Messerschleifer ist. Doch für den Anreisetag stand zunächst das Dorf, oder besser noch Dörfchen, Minô (美濃) auf dem Plan, in welchem das berühmte japanische Papier Washi (和紙) noch hergestellt wird.
Hierzu allerdings mussten wir erst in die Präfektur Gifu und dorthin vorstoßen, wo sich nur selten Ausländer hin verirren: aufs Land.
Das Unternehmen startete unter dem guten Omen der Verspätung und dem Verpassen der Bahn. Normalerweise stellt das kein Problem dar, aber normalerweise fahren wir auch nicht in die hinterletzte Ecke der Zivilisation. Daher kam es, dass wir im Ort Minô-Ôta (美濃太田) zu einer Zeit umsteigen mussten, in welcher für die nächsten 1,5 Stunden kein Zug mehr fährt, so gegen Mittags rum.
Macht ja nichts, schauen wir uns ein bisschen um und sehen was es hier zu entdecken gibt. Lasst euch nicht von dem Namen täuschen. Dass Minô und Minô-Ôta ähnlich heißen, bedeutet nicht dass sie nahe bei einander liegen würden. Zunächst fallen einem die Straße säumenden Statuen von Tieren und Kreaturen der griechischen Mythologie auf. Den Hauptkern der ortschaft hat man recht zügig durchschritten und hätten wir mehr Zeit gehabt, so hätte ich mir auch das als "Kampfplatz" ausgeschulderte Gebäude auf unserer Touristenkarte angeschaut.
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Ein Zentaurus in Minô-Ôta. Macht ihn das schon zu einem "Minôtaurus"? |
Aber unser eigentliches Anliegen lag ja woanders. Nachdem wir denn endlich angekommen waren, und in weiser Vorraussicht nochmal den Abfahrtsplan abfotografierten, fühlten wir uns schon sehr ländlich. Am Bahnhof standen satte 5 Leihfahrräder zur Verfügung, welche aber bis 5 Uhr am Nachmittag zurück gegeben sein mussten. Die wären aber bei den 10 Minuten Fußmarsch ins innere des Dorfes auch überflüssig gewesen.
Trotz seiner abgeschiedenen Lage macht Minô viel Werbung um seine drei Museen, die alle mit der Verarbeitung und Herstellung des japanischen Papiers zu tun haben. Da eines jedoch etwas außerhalb lag, nahmen wir uns nur die beiden in der Ortschaft vor.
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Der ehemalige Bahnhof |
Zuerst besichtigten wir das Haus eines Washi-Händlers. Dort gab es auch ein Kombi-Ticket für das 2. Museum gleich dazu. Viel unterschiedlicher als das Ninja-Haus in Iga war es jedoch nicht wirklich. Als Händlerhaus war es natürlich ein gutes Stück größer, der Garten schöner und alles etwas edler gehalten. Aber immernoch genauso niedrig.
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Ein Video, welches die Washi-Herstellung zeigt, läuft |
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Kochzeile |
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Gartenschuhe für meine Fuß...-ballen |
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Eine Wasserharfe (siehe Video) |
Jährlich findet im Dorf eine Art Illumination-Wettbewerb statt. Bei diesem messen sich die Washi-Künstler darin, wer das schönste aus Papier gebastelte Kunstwerk im Jahr angefertigt hat. Im nächsten Museum finden wir einige Ausstellungsstücke der letzten Jahre.
Schon beeindruckend was sich alles so aus ein wenig Papier zaubern lässt. Allerdings wars das schon. Denn wie so vieles in Japan macht Minô so gegen 17 Uhr zu. Ja genau, das ganze Kaff hier macht zu, eine gute Stunde bevor es dunkel wird und die Straßenbeleuchtung an geht. Und leider zählt dies zu dem schönsten Part hier. Denn, auch wenn es im Sommer und zur Zeit der Feste bestimmt noch viel schöner sein würde, man möchte doch gerne sehen wie die im Dorf ausgestellten Kunstwerke aussehen wenn sie ausgeleuchtet werden.
So schlugen wir die Zeit mit Tempeln und Schreinen tot, die sich nicht wirklich von dem unterschieden was ich bisher schon gesehen habe und nachdem wir die (nicht ganz so wie erwartet) spektakuläre Nachtbeleuchtung angesehen haben, nahmen wir auch schon die nächstbeste Bahn nach Seki mit dem Gefühl "Oh verdammt, wie sollen wir bloß noch 2 volle Tage rumkriegen?"
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Dämmerung setzt ein |
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Unser Hotel in Seki |
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Wer braucht schon Schlafanzüge wenn er Jinbeis hat? (Selbst wenn sie Japanergröße haben) |
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