Freitag, 11. April 2014

Seki - Stadt der Klingen

Unser erster Tag in Seki (関) fing schon mal viel versprechender an als unser Ende in Minô (美濃). Das Timing war in sofern schlecht, dass das Schwertschmiedemuseum an dem Tag Ruhetag hatte, aber zum Glück hat die Stadt noch ein wenig mehr zu bieten. Weil er auf dem Weg in die Stadt lag, statteten wir dem nächsten Tempel einen Besuch ab.







Bei diesem fiel uns zunächst die Offenheit und das freundliche Entgegenkommen auf. Nicht nur versuchte uns ein Passant in eher mäßigem Englisch die Funktion und die Geschichte der Tempelanlage zu erklären, sondern man durfte auch in den Tempel rein bis zur Buddha-Statue und dort Fotos schießen. Weiterhin lag das Gelände an einem Hügel, von dem aus man einen tollen Überblick auf die Stadt hatte. Aufgrund von Ästen und anderem Gestrüpp ließ sich davon aber kein sehenswertes Foto schießen.



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Eine Art kleine Attraktion, für die ein kleines Eintrittsgeld verlangt wird, bietet der Tempel in welcher man den Untergrundbereich des Tempels betreten konnte. In diesem befanden sich keine Fenster oder Lichter, sodass man sich fühlte wie ein Blinder. Was wohl auf den blinden Oberpriester zurückzuführen ist. Nur ein Leitseil diente zur Orientierung und die Deckenbalken, welche Bekanntschaft mit unseren Köpfen machten...
Selbstverständlich habe ich davon auch ein Foto gemacht, hier ein Bild von mir beim Rumtapsen im Dunkeln:
Ha, reingelegt. Natürlich ist das Deran-san!

Keine Ausdauer mehr die heutige Jugend

Danach ging es weiter in die Stadt, wo wir auf eines der drei Hauptgebäude zur Geschichte der Stadt hinsichtlich ihrer Klingentradition stießen, der "Halle für Schneidewerkzeuge". Das klingt erstmal nicht ganz so spannend, aber ein Blick hinein in die 2. Etage offenbarte uns einen Einblick in die verschiedensten und unmöglichsten Klingen, die wir je gesehen haben.

Stahlmesser

Gartenwerkzeuge und Dekoration

Dekorationsschwerter und Küchengeschirr

Klingen aus früheren Epochen

Im Erdgeschoss befand sich dann der Shop, der die lokal produzierten Gerätschaften verkauft. Neben 70% an allen möglichen Formen von Küchenmessern konnte man hier auch Dekorationsschwerter, Gartenwerkzeuge, Nagelknipser, Rasierklingen, Taschenmessern und anderem Zeug, das irgendwie stechen oder schneiden kann, habhaft werden. Außerdem konnte man einem Messerschleifer bei der Arbeit zusehen und sich selbst daran probieren.
Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch nichts gekauft und der eine von uns beiden hat die Belegschaft über eine Stunde hingehalten, weil er sich nicht dazu durchringen konnte ein Messer zu kaufen. Zur Qualität darf man dahingehend noch sagen dass ein Großteil der Ware aus Damaskus bestand, also sein Geld auf jeden Fall wert war. Trotzdem glaube ich haben wir die Nervenstränge der Ladenbesitzer ganz schön strapaziert.
Nach einem Essen in der Stadt kamen wir noch an einem Kannon-Tempel vorbei. Bei diesem waren einige Stände und Fahnen aufgebaut gewesen, sodass ich annehme, dass wir gerade irgendetwas verpasst haben mussten. Kannon-Tempel sind übrigens etwas strikter als die meisten anderen und Fotos waren auf dem Gelände nicht erlaubt.
Daher kommen hier ein paar Schnappschüsse aus der Jackentasche.


Der Abend ging dann sehr überraschend zu Ende. Denn wir stießen auf ein Schild, welches uns zu einer wahren Rarität in Japan führte: einer Kirche.
Dort angekommen machte diese schon eher den Eindruck eines Kinderhorts, vermutlich eine der Funktionen wie sich die Kirche hier selbst finanzieren kann oder zumindest unterstützt wird. Jedenfalls ziehen solche Ausländer wie wir ja immer Aufmerksamkeit auf sich, und so landeten wir irgendwie auf der Couch des Pfarrers, welcher christliche Theologie studiert hat und uns seine Fachliteratur von deutschen Religionswissenschaftlern zeigte. Auch ein Werk dass einige deutsche Begriffe erklärte, die ich selbst noch nie in meinem Leben vernommen habe. Er schien weiterhin auch eine kritische Einstellung gegenüber dem Buddhismus und dem Shinto zu haben.
Nachdem er uns noch einige Empfehlungen gegeben hat, was man sich in Japan noch so ansehen könnte, machten wir uns auf den Rückweg, auf dem wir uns natürlich verliefen...
Schreintor bei Nacht

Wegpfeiler aus .... Gummi?

Ein Laden in einer Einkaufsallee, wo wir hofften auch Schwerter sehen zu können
Zwei Eindrücke nehme ich aus diesem Tag mit. Zunächst, als Ausländer auf dem Land zieht man nicht nur fast jeden Blick auf sich, sondern lockt auch die Gesprächsfreudigkeit der ansässigen Bewohner hervor. Das folgende Prozedere ereignete sich etwa drei oder vier Mal an diesem Tag:
"Oh, Gaikokujin (Ausländer)" - "Hello you! Where are you from?" - "Ah aus Deutschland. Sie können aber gut Japanisch!" - "Ah Sie lernen Japanisch und sind Student? *Gott sei Dank ich brauche kein Englisch mehr* ich erzähle ich etwas über XY (Hier Ort des Geschehens einfügen)"

Die 2. Sache ist die Verwunderung darüber, dass einfach jeder Straßenpfeiler in Seki (wohlgemerkt eine Stadt die für ihren Stahl bekannt ist) aus Gummi zu bestehen scheint. Sogar die aus Stein.

2 Kommentare:

  1. Bei den Jackentaschen-Schnappschüssen musste ich echt lachen.^^ Die Gummipfeiler-Geschichte liest sich auch sehr gut!

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    1. Danke! Freut mich immer wenn mein Schreibstil Anklang findet.^^

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