Dies ist aber nur Besserwisser-Gefasel meinerseits und da der geläufige Japaner ebenfalls vom Kultbegriff "Ninja" ausgeht, bleiben wir einfach bei diesem Ausdruck.
Schon vor Antritt der Reise war klar, dass wir einen ziemlich knappen Stundenplan haben würden. Unsere erste Station war eine restaurierte Wohnung aus dem japanischen Mittelalter. Da frühere Version der japanischen Bürger noch kleiner ausfiel als die heutige, wurde es für uns ausländische Besucher eher zu einem Durchkriechen als einem Durchgang. Nichtsdestotrotz erhielten wir einen guten Einblick in die Innenstruktur des Baus und konnten sehen wie und womit man damals gelebt hat.
Meine Kamera auf Augenhöhe |
Kochnische |
Selbst ohne Ninja-Fähigkeiten wäre diese Mauer wohl kein Problem für mich |
Nach diesem doch sehr gemütlichen Anfang ging es zu Fuß weiter Richtung Schloss, dem Iga-Jô (伊賀城). Auf dem Weg kamen wir an einer katholischen Bildungseinrichtung und dem Rathaus vorbei. Während das eine die Residenz eines reichen Anwalts sein könnte, wirkte das andere wie eine Fusion unserer Bochumer Universitätsbibliothek und der Turnhalle einer unterbezahlten, innerstädtischen Hauptschule. Ihr dürft raten welches was ist.
Aber zum Glück mussten wir hier ja keinen Halt machen. Im leichten Regenschauer kamen wir dann am Schloss an, welches, wie so vieles an japanischen Kulturbauten, in Restauration lag. Dafür hatten wir einen schönen, wenn auch verregneten, Ausblick über die Stadt. Unser Stundenplan hätte einen längeren Aufenthalt sowieso nicht zugelassen.
Vorbei an einigen interessant aussehenden Plätzen und Gebäuden wurden wir dann zur Eile angetrieben. Unser zweites Ausflugsziel war nämlich das Ninja-Museum, bzw. auch das Ninja-Haus genannt. Zuerst gab es eine Führung durch das besagte Haus, welches die Residenz einer typischen Ninja-Familie zur damaligen Zeit repräsentieren sollte. Wenn ich von einer Ninja-Familie spreche, will ich damit sagen, dass die Familie eines Spions und Aufklärers tatsächlich im Alltag eingebunden war und auch selbst oft dieser Tätigkeit nachgingen. Unsere Leiterin gab sämtliche Informationen in einem Gemisch aus Japanisch und Englisch, dessen Verständlichkeit durch die in Englisch beschrifteten Schriftrollen, welche sich aus allen möglichen Ecken in den Räumen ziehen ließen, erleichtert wurde. Einen Raum ohne versteckten Fluchtweg gab es nicht und überall gab es versteckte Fächer und Kammern. Ich selbst durfte einmal in einer Wand verschwinden, nur leider bin ich ja nicht nur größer, sondern auch ein gutes Stück breiter als der Durchschnittsninja. Vielleicht war ich auch nur zu dick, aber so etwas ziehe ich erst gar nicht in Betracht.
Gefühlte 1,50-Meter Durchgänge |
Versteckter Ein- und Ausgang zur oberen Etage. Konnte auch als Spähfenster genutzt werden. |
Übrigens lief das ganze Personal entweder in Kimono oder schwarzer Ninja-Bekleidung umher, so wie auch unsere Leiterin, welche die Bewegungen zum Öffnen der Geheimtüren und das Gleiten hindurch perfekt drauf hatte. Auf den Fotos mag sie ja ganz friedfertig wirken, aber euer Eindruck ist ein ganz anderer, wenn jemand auf ein Brett tritt und plötzlich eine gezogene Klinge in der Hand hält.
Direkt im Anschluss konnten wir im unteren Bereich des Hauses eine Ausstellung an Geräten, Werkschaften und anderen Krimskrams, die von den Spionen, Attentätern und Einbrechern damals genutzt wurden.
Gängige Verkleidungen |
Sumpf-Stiefel. Ursache des Mythos Ninja könnten über Wasser laufen |
Sehen, Riechen und Tasten! |
Leider hatten wir nicht sehr viel Zeit alles genauer zu betrachten, denn wir wurden bereits zur anstehenden Vorführung gedrängt, sodass ich das Anschaffen von Informationen über die verschiedenen Arten der Wurfsterne auf den nächsten Besuch schieben muss.
Wie angesagt wohnten wir dann einer Ninja-Show bei. Diese war zu Teilen recht einfallsreich aber größtenteils auch ziemlich albern. Damit meine ich eine Art von "albern", die in Japan recht häufig auftritt, nämlich eine die sich scharf an der Grenze zwischen amüsant und einfach nur lächerlich bewegt. Schön war zu sehen wie diverse Utensilien gezeigt und verwendet wurden. Weniger sehenswert waren die schlecht geprobten Schaukämpfe, welche durch *Zing*, *Zisch*, *Wusch* und *Kaboom* (ja genau, dieses Geräusch entsteht wenn eine zärtliche Dame einem Mann ihr Schwert zwischen die Ramme Beine rammt) aus den Lautsprechern untermalt wurden. Insgesamt wirkte es doch schon zu aufgesetzt, auch wenn es einige gute Gags gab (wie z.B. das Peace-zeichen zu machen, nachdem man seinem Gegner einen Dolch durch den Kopf gestoßen hat), aber die Vorführung der kleineren Werkzeuge wie Wurfstern, Sichel und Seil war schon das einzig lehrreiche daran.
Wie zu erwarten konnten wir uns im Anschluss dann am Shûriken werfen beweisen. Dazu sage ich jetzt nicht mehr viel, denn das würde nur peinlich enden...
Dies war es dann auch schon mit der ersten Hälfte (Was? Ich bin immer noch nicht fertig? Was kommt denn noch?). Tja, wie gesagt, für den Tag war viel geplant.
Ich sehe, der Restaurationsfluch hat dich auch getroffen ;) Aber immerhin scheint euch das ja nicht behindert zu haben.
AntwortenLöschenUnd ein bisschen neidisch bin ich ja schon, dass so viel für euch organisiert wird...
Wir haben da echt Glück, dass sowohl das 交流-Center als auch die 人文学部 öfters solche Ausflüge organisieren, das stimmt.
LöschenEin kleiner Nachteil ist halt dass man an einen festen Tagesplan gebunden ist und einem in der Regel nicht so viel Zeit zur Verfügung steht.
Klasse, der Vergleich mit der RUB und der Hauptschule, das hast du echt super getroffen!
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