Freitag, 5. September 2014

Bergsteigen in Mie - der Gozaisho

Mitten aus dem Umzugs- und Packstress melde ich mich endlich mit einem neuen Blog-Eintrag.
Heute steht der Sommer im Mittelpunkt, zu einer Zeit, wo man noch nicht unter 35° und hoher Luftfeuchtigkeit hinweggeschmolzen ist.
Das Sommersemester hatte gerade erst angefangen, da wurde seitens des Terakoya-Clubs, eine lockere Versammlung von japanischen und ausländischen Studenten, eine Bergbesteigung geplant. Zwar fuhren wir dafür nicht ganz bis zum Fuji (ach, welch schöne Erinnerungen), aber immerhin nahmen wir uns den höchsten Berg innerhalb der Mie-Präfektur vor, den Gozaisho (御在所).


Hierhin fuhren wir dann ein gutes Stück nordwestlich von Tsu, nahe zur Grenze nach Shiga (滋賀). Dass nun eine neue Jahreszeit anbrechen würde merkte man am milden Klima, dem strahlend blauen Himmel und dem Beginn meiner Allergieanfälle. Oh ja, man kann um die halbe Welt reisen, aber den bösen Pollen entkommt man dennoch nicht. Ich glaube für gute zwei Wochen wurde ich von schlaflosen Nächten, Niesanfällen, Husten und einer ausgedörrten Kehle gequält bis sich mein Körper an die Umstände anpassen konnte.
Aber ich ja niemand der sich von seinem Körper sagen lässt was er zu lassen hat, außerdem soll Bergluft ja die Lungen stärken ... oder so.


 Am Anfang begleiten wir noch einen Bach bei seinem Weg über Gestein und kleine Wasserfälle. Dann bogen wir aber von der Hauptstraße auf einen der beiden Wanderrouten ab.


Japanisch - Spanisch - Französisch, ich glaube man hat hier was vergessen.
Jeder hat sein eigenes Lauftempo und seine eigene Ausdauergrenze. Bei größeren Gruppen führt dies zwangsläufig dazu dass man getrennt wird, aber dass man innerhalb einer Stunde schon einen Abstand von guten 30 Minuten aufbauen kann hat mich schon etwas überrascht. Wichtig war nur dass wir es bis zum letzten Shuttlebus zurück zum Bahnhof schaffen würden.



An einigen Stellen können sich so wagemutige Gesellen wie wir sich auch entscheiden, nicht dem Pfad zu folgen sondern einen schwierigeren Abschnitt zu wählen, die in der Regel aber auch gut zu erkennen waren. Dass man sich nicht auf einem dieser Abschnitte befindet, sondern gerade versucht einfach durchs Unterholz die Bergwand hochzukraxeln, merkt man dann, wenn man sich auf allen Vieren fortbewegt, verzweifelt nach Halt an irgendwelchen Steinen sucht und dem Vordermann dann ein solcher Stein auf einmal aus der Hand rutscht und zwei Meter neben einem selbst den Hang hinunter kullert um irgendwo außerhalb des Sichtbereichs gewaltig afzuschlagen. Ich bin heilfroh dass wir das Schlusslicht unserer Gruppe waren und der Rest noch ein gutes Stück hinter uns lag. Sowas kategoriert sich schon in "tödlich" ein.



Steintürme auf dem Wegesrand
Natürlich wird man hier nicht zum Klettern gezwungen, wenn man auf den Gipfel will. Eine Seilbahn lässt alle paar Minuten Gondeln zwischen Fuß und Gipfeln hin und her pendeln.

Raststätten auf dem Weg gibt es jedoch keine, weshalb man sich möglichst vorher mit Wasser eindecken sollte. In Japan tendiert man aufgrund der Überpopulation an Getränkeautomaten schonmal dazu zu vergessen, dass man in den nächsten Stunden nur auf seinen eigenen Proviant angewiesen ist.

Steinturm und Berg

Diese Steinformation soll anscheinend an einen Jizô erinnern

Erste Landschaftsaufnahme des Tages

Bergab ist deutlich schwieriger als bergauf, auch wenn es nur kurze Passagen sind


Weitere Anzeichen für den nahenden Sommer waren dann die verschiedenen Bäume, die in voller Blüte standen und uns nahe des Gipfels willkommen hießen. Hier schoß ich dann auch die wohl besten Landschaftsaufnahmen unseres Trips.


Angekommen an der Spitze gab es dann allerhand zu sehen, wobei für uns die Option etwas richtiges in den Magen zu bekommenund etwas auszuruhen wohl dabei das Wichtigste war.
Allerdings waren die Speisen und das Eis dermaßen überteuert, dass ich nicht drum herum kam ein wenig Schadenfreude zu empfinden, da ich mal wieder einer der wenigen mit einem eigenen Bentô war. Im Areal gab es dann einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Berg Fuji, sofern WIRKLICH keine Wolken vorhanden sind und die Luft in Japan nicht eh schon so dünstig wäre, ein Torii mit der gewohnten Box für Spenden (mittlerweile macht man sich nicht einmal mehr die Mühe einen Schrein drum herum zu bauen) und ein sogenannter Zeittunnel, bei dem ich mir immernoch nicht sicher bin was es mit dem auf sich hat.





Als dann nach einer ganzen Weil auch die letzten Nachzügler eingetroffen waren, ihr könnt euch vorstellen, dass ich genug Zeit hatte um ein wenig Schlaf nachzuholen, begaben wir uns zum eigentlichen höchsten Punkt des Berges, von dem aus auch eine kleine Ski-Piste abgeht. Und auch wenn kein Schnee liegt oder überhaupt Schnee nicht zu erwarten wäre war der Ski-Lift in Betrieb für alle, die zu faul zum Laufen waren.





Falls es sich jemand fragen sollte: Ja, der Typ mit dem Strohhut und der Maske bin ich. Wie gesagt litt ein wenig unter dem plötzlichen Pollenflug und schon deswegen, weil fast alle Japaner mit so einer Maske rumlaufen wenn sie sich mal nicht ganz so wohl fühlen, habe ich mir auch ein paar zugelegt. Und tatsächlich halfen die besser als angenommen.

Als dann so langsam die Sonne unterging, gab dann auch die Anlage bekannt bald zu schließen, sodass wir uns alle in die letzten Gondeln der Seilbahn quetschen konnten, bevor keine fuhren. Was ich mir von den Betreibern der Busgesellschaft anschließend noch wünschen würde: Wenn die Seilbahn gerade zu macht, dann sollte man den letzten Bus, der vielleicht 300 Meter weiter unten abfährt, nicht auf 3 Minuten später setzen und damit Leute in Bedrängnis bringen, die nicht einfach so drauf los stratzen können wenn sie gerade erst aus der Gondel steigen.

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